Europäische Data Union Strategy als Meilenstein der Datenpolitik
Mit der im November 2025 vorgestellten Data Union Strategy legt die Europäische Kommission einen entscheidenden Grundstein für den Aufbau eines einheitlichen europäischen Datenraums. Diese Strategie ist Teil des sogenannten Digital Package, einer umfassenden Initiative zur Stärkung der digitalen Souveränität Europas. Sie adressiert drei zentrale Herausforderungen, die bislang die Nutzung von Daten in Wirtschaft, Forschung und Verwaltung behindern: die eingeschränkte Verfügbarkeit von hochwertigen Daten, komplexe regulatorische Vorgaben und konkurrierende internationale Standards, die den globalen Wettbewerb beeinflussen.
Für Unternehmen bedeutet diese europäische Strategie einen tiefgreifenden Wandel im Umgang mit Daten, in der Zusammenarbeit mit Partnern sowie bei der Nutzung von künstlicher Intelligenz. Besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMU), Start-ups und Onlinehändler erhalten damit neue Möglichkeiten, qualitätsgesicherte Datensätze für Analysen, Produktentwicklungen und Automatisierungsprozesse zu nutzen. Der Ansatz der Europäischen Kommission zielt darauf ab, Daten als wirtschaftliches Gut zugänglich zu machen, ohne den Datenschutz oder das geistige Eigentum der Beteiligten zu gefährden.
Verbesserter Datenzugang und Stärkung der Innovationsfähigkeit
Ein zentrales Element der Data Union Strategy ist der Ausbau der sogenannten Common European Data Spaces, also gemeinsamer europäischer Datenräume, in denen sektorspezifische oder branchenübergreifende Daten sicher geteilt und verarbeitet werden können. Hierzu sollen künftig sogenannte Data Labs eingerichtet werden. Diese Einrichtungen sollen Dienstleistungen wie Pseudonymisierung, Datenaufbereitung und Labeling anbieten und so die technische wie rechtliche Hürde für den Datenzugang deutlich senken. Damit entsteht ein Rahmen, in dem sich Unternehmen und Forschungseinrichtungen datenschutzkonform vernetzen und innovative Anwendungen entwickeln können.
Geplant ist außerdem ein Cloud and AI Development Act, der sich insbesondere der Verfügbarkeit und Sicherheit von Rechenkapazitäten widmet. Europäische Cloud-Infrastrukturen sollen gestärkt und regional vernetzt werden, um Unternehmen von der Abhängigkeit nicht-europäischer Anbieter zu entlasten. Für viele Mittelständler eröffnet sich damit die Perspektive, Anwendungen der Künstlichen Intelligenz sicher und wirtschaftlich sinnvoll einzusetzen. Hervorgehoben wird in diesem Zusammenhang auch der Einsatz sogenannter synthetischer Daten – künstlich erzeugter Datensätze, die reale Informationen repräsentieren, ohne personenbezogene Daten zu enthalten. Durch diese Technik können KI-Systeme risikofrei trainiert werden, was insbesondere im Gesundheitswesen, in Pflegeeinrichtungen oder in der Finanzwirtschaft entscheidende Fortschritte ermöglicht.
Um die Verlässlichkeit solcher Daten zu gewährleisten, plant die Kommission zudem einen europaweiten Datenqualitätsstandard, der Kriterien wie Konsistenz, Herkunft und semantische Beschreibung vereinheitlicht. Einheitliche Standards sorgen dafür, dass Unternehmen Daten aus unterschiedlichen Quellen sicher kombinieren und vergleichen können, was den Grundstein für datengetriebene Geschäftsmodelle legt.
Vereinfachung des europäischen Datenrechtsrahmens
Die zweite Säule der Strategie konzentriert sich auf die rechtliche Harmonisierung und Vereinfachung. Angesichts der Vielzahl bestehender Datenschutz- und Informationsgesetze soll der sogenannte Digital Omnibus eine konsolidierte und kohärente Rechtsgrundlage schaffen, die Widersprüche und Unsicherheiten im bestehenden Rahmen abbaut. Ergänzend dazu wird die Europäische Business Wallet-Verordnung eingeführt, die eine standardisierte und sichere Identitätslösung für den Austausch geschäftlicher Daten vorsieht. Für Unternehmen bedeutet das, administrative Abläufe erheblich zu verschlanken, da Authentifizierung und Dokumentation künftig weitgehend digital abgewickelt werden können.
Besonders wichtig für kleinere Betriebe ist die angekündigte Unterstützung bei der Anwendung des Data Act. Geplant sind Modellklauseln für Datenaustauschverträge, standardisierte Cloud-Vertragsbedingungen und Leitlinien zur angemessenen Vergütung beim Datenteilen. Zudem soll ein spezieller Helpdesk eingerichtet werden, der kleine und mittlere Unternehmen bei rechtlichen und technischen Fragen berät. Damit trägt die Kommission der Tatsache Rechnung, dass viele kleinere Betriebe zwar über wertvolle Daten verfügen, diese bisher aber aus rechtlicher Unsicherheit oder mangelnden Strukturen heraus nicht wirtschaftlich nutzen konnten.
Internationale Datenflüsse und Wettbewerbsfähigkeit im globalen Kontext
Die dritte Dimension der Data Union Strategy betrifft den internationalen Datenverkehr. Ziel ist es, faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen und zugleich den Schutz sensibler europäischer Daten sicherzustellen. Dabei geht es nicht nur um personenbezogene Informationen, sondern auch um nicht-personenbezogene Daten mit wirtschaftlicher Relevanz. Die Europäische Kommission plant Leitlinien, um die Nutzung solcher Daten in Drittländern zu bewerten, und ein sogenanntes Anti-Data-Leakage-Toolkit, das ungerechtfertigte Marktbeschränkungen identifizieren und entgegenwirken soll. Darüber hinaus wird an einem europäischen Schutzmechanismus gearbeitet, der verhindern soll, dass strategisch bedeutsame Daten ohne angemessene Sicherheitsgarantien exportiert werden.
Für international tätige Unternehmen und investierende Institutionen hat dies unmittelbare Bedeutung, da sich die Anforderungen an Datentransfers in und aus der EU verändern werden. Compliance und Vertragspraxis müssen daher künftig stärker auf die Herkunft und Schutzmechanismen von Daten achten. Unternehmen, die frühzeitig strukturierte Prozesse zur Datenklassifizierung und -verwaltung etablieren, können daraus einen Wettbewerbsvorteil ziehen. Eine transparente Dokumentation und der Nachweis der Datenherkunft werden zu entscheidenden Faktoren, um Markt- und Investitionschancen zu sichern.
Fazit: Neue Chancen durch Struktur und Transparenz im Datenrecht
Die Data Union Strategy signalisiert einen klaren politischen und wirtschaftlichen Wandel hin zu einer europäischen Datenwirtschaft, die auf Rechtsklarheit, Datensouveränität und technologischer Unabhängigkeit basiert. Für die Praxis bedeutet sie, dass künftig mehr vertrauenswürdige Datenquellen zur Verfügung stehen, rechtliche Hindernisse abgebaut werden und Daten als produktive Ressource für Innovation und Effizienzsteigerung genutzt werden können. Gerade mittelständische Unternehmen, die bisher oft vor hohen Einstiegshürden standen, profitieren von diesen Entwicklungen durch vereinfachte Zugänge, standardisierte Prozesse und besser planbare rechtliche Rahmenbedingungen.
Damit eröffnet sich eine neue Stufe der Digitalisierung, in der Datenqualität, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit Hand in Hand gehen. Unsere Kanzlei begleitet kleine und mittelständische Unternehmen seit vielen Jahren auf diesem Weg, mit besonderem Fokus auf die Prozessoptimierung in der Buchhaltung und der Digitalisierung administrativer Abläufe. Durch unsere Erfahrung helfen wir, Strukturen zu schaffen, die Kosten senken und die Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig stärken.
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